Was für ein Paukenschlag: Der jahrelange Leerstand des
ehemaligen Karstadt/Hertie-Gebäudes am Rande der Lenneper Altstadt hat endlich
ein Ende. Im Vorfeld einer für heute anberaumten Pressekonferenz sickerte die
Nachricht bereits durch: In dem früheren Kaufhaus, das vor fast fünf Jahren
seine Pforten schloss, zieht das WOC ein, das (vermutlich) weltweit erste
Werkzeug-Outlet-Center. Rainer Langenwolldecke, langjähriger Geschäftsführer
des Fachverbands Werkzeugindustrie Remscheid und Mitinitiator des Projekts,
macht aus seiner Freude über den gelungenen Coup keinen Hehl: Das Thema bietet
sich doch in der Werkzeugstadt Remscheid geradezu an. Wir wundern uns selbst,
dass da bislang noch niemand drauf gekommen ist! Schon bald wird es hinter der
imposanten Fassade des altehrwürdigen Kaufhauses die Produkte aller namhaften
Remscheider Werkzeughersteller zu attraktiven Preisen zu kaufen geben. Michel
Großbongartz (Fa. GEKKO) betont, dass es sich dabei nicht etwa um Qualität II.
Wahl handelt, etwa aus Produktionsstandorten außerhalb Remscheids: Nein, wir
bieten im WOC unseren Remscheider Partnern die Möglichkeit, ihren interessierten
Kunden Teile aus Überschussproduktionen und Vorjahresmodelle zum Kauf
anzubieten. Mitunter ändert sich z.B. bei einem Schraubendreher in einem Jahr
lediglich die Farbe des Handgriffs. Auch in der Werkzeugindustrie müssen wir
uns längst dem Trend zu immer kürzeren Produktionszyklen wie in der
Textilindustrie anpassen.
Erste Reaktionen auf Seiten der Kommunalpolitik gibt es auch bereits: Der Lenneper Bezirksbürgermeister Dieter Rohweg ist jedenfalls begeistert: Endlich die heiß ersehnte Initialzündung für Lennep. Die Kunden werden von ganz alleine vom geplanten DOC auf dem Gelände östlich der Altstadt in Richtung des WOC strömen und damit auch die Altstadt selbst beleben. Rohweg, der sich eigentlich schon auf einen beschaulichen Ruhestand als Erdbeerzüchter bei Bergisch Born gefreut hatte, will nun noch einmal durchstarten: Wir brauchen natürlich zusätzliche Parkplätze, aber es gibt ja noch den Hardtpark gibt sich Rohweg optimistisch und findet dabei parteiübergreifend Unterstützung bei seiner BV-Kolleginen Ulla Tschillwich.
Und ein weiterer alter Bekannter ist ebenfalls mit von der Partie: Der frühere Remscheider Baudezernent Helmut Kalle-Pohl wird Geschäftsführer des WOC: Da ist sicherlich noch viel zu tun, aber wir arbeiten seit Wochen nahezu rund um die Uhr und das sieben Tage die Woche. Ein wenig schmunzelnd verrät er dabei auch ein kleines Geheimnis: Nun ehrlich gesagt, läuft das Projekt eigentlich unter dem internen Arbeitstitel Schaufenster der Wirtschaft 2.0, aber die übrigen Gesellschafter hatten da irgendwelche Vorbehalte, die ich persönlich allerdings nicht nachvollziehen konnte.
Auch der Vorsitzende der W.I.R.-Fraktion, Wieluft Gühne, sonst eher vorsichtig zurückhaltend (Wir sollten doch den Kirchner im Dorf lassen und lieber bodenstedtig bleiben!) ist vom Erfolg des WOC-Projektes überzeugt: Da sind wir dabei, ohne Wenn und Aber. Ich habe bereits die 5.000 reinvestiert, mit denen ich seinerzeit bereits beim ersten Schaufenster der Wirtschaft privat optiert habe.
Nur aus Remscheids nördlichem Stadtteil Lüttringhausen gibt es bislang noch keine Reaktion. Das bekannt schlagfertige Team, bestehend aus den beiden Vorsitzenden des Heimatbundes sowie des Ortsverbandes Wuppertal des Rheinischen Vereins für Denkmalschutz und Landschaftspflege, wollte sich noch nicht konkret äußern: Wir wissen im Moment noch nicht, warum und wieso wir diesmal dagegen sind, aber wir sind zuversichtlich, dass uns da noch rechtzeitig etwas einfallen wird.
Wer sich aus erster Hand über das WOC informieren möchte: Die
Pressekonferenz ist öffentlich und beginnt um 16 Uhr auf der Freilichtbühne am
Alten Markt in der Lenneper Altstadt. (Autor ist der Redaktion bekannt)