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Dank für unermüdlichen Einsatz zum Wohle unserer Stadt

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Ihr 100-jähriges Bestehen feierte die Berufsfeuerwehr Remscheid heute im Vaßbendersaal am Markt mit zahlreichen geladenen Gästen aus Politik, Wirtschaft und Verwaltung und dem Blechbläserensemble der Bergischen Symphoniker. Dem Festakt voraus ging ein ökumenischer Gottesdienst in der evangelischen Stadtkirche voraus, den Hartmut Demski, Superintendent des Ev. Kirchenkreis Lennep, der katholische Stadtdechant Thomas Kaster und Pastor Andre Carouge von der Ev.-Freikirchlichen Gemeinde Schützenstraße gemeinsam hielten. Letzterer ist seit 2001 selbst Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr, konnte die Zuhörer in blauen Uniformen also zu recht mit „liebe Kameraden“ begrüßen. Hartmut Demski sprach von den „Männern der Feuerwehr“, stutzte kurz und fügte dann hinzu, die Frauen agierten wohl eher im Hintergrund (leichtes Geraune im Kirchenschiff). Tatsächlich sind in der Remscheider Berufsfeuerwehr lediglich Männer tätig. Liegt’s an der körperlich schweren Eignungsprüfung? In seiner Festrede erinnerte sich Oberstadtdirektor Wilhelm Ellerbrake an das bisher einzige weibliche Mitglied der Berufsfeuerwehr. Das habe leider den Dienst quittiert, als der Ehemann beruflich in eine andere Stadt versetzt worden sei.

„Einer für alle - alle für einen“ lautet der demokratisch-liberale Grundsatz der Feuerwehr. Weitaus älter ist der aus religiöser Quelle stammende Grundsatz „Gott zur Ehr, dem Nächsten zur Wehr“. Beide Grundsätze bilden heutzutage die ethische Grundlage der für die Allgemeinheit so wichtigen Feuerwehrarbeit. Längst umfasst sie weit mehr als die Brandbekämpfung. Das geht aus dem Wahlspruch deutscher Feuerwehren hervor: "Retten, Löschen, Bergen, Schützen".

Wohltätig ist des Feuers Macht,
wenn sie der Mensch bezähmt, bewacht,
und was er bildet, was er schafft,
das dankt er dieser Himmelskraft;
doch furchtbar wird die Himmelskraft,
wenn sie der Fessel sich entrafft,
einhertritt auf der eignen Spur,
die freie Tochter der Natur.
Wehe, wenn sie losgelassen,
wachsend ohne Widerstand
durch die volkbelebten Gassen
wälzt den ungeheuren Brand!

(aus: Das Lied von der Glocke von Friedrich Schiller)

Am Anfang des Feuerwehrwesens in Deutschland stand die Brandbekämpfung; Hartmut Demski fielen dazu Verse aus Schiller Glocke ein (siehe Kasten linke). Inzwischen macht die eigentliche Brandbekämpfung noch nicht einmal 1,5 Prozent aller Alarmierungen aus, wusste Ellerbrake zu berichten. Von „Sicherheit aus einer Hand“ sprach Demski und danke den Männern der freiwilligen und der Berufsfeuerwehr „für die Kraft, den Mut und die Lebenszeit, die Sie diesem Dienst am Nächsten widmen!“ Dabei würden sie mit vielen kleinen und großen Tragödien konfrontiert, manche davon nicht so leicht wegzustecken.

Oberbürgermeister Burkhard Mast-Weisz hatte einen der jüngsten Einsätze der Remscheider Feuerwehr noch in lebhafter Erinnerung: „Vor einigen Wochen brannte es in Lüttringhausen. Die schöne Bäckerei Beckmann hatte Feuer gefangen. Als ich dort hinkam, sah ich in die Gesichter müder und abgekämpfter junger Feuerwehrleute, die gerade den Brand gelöscht hatten und sich mit einer Flasche Wasser in der Hand von dem strapaziösen Einsatz erholten. Diese Gesichter haben mir gezeigt, was es bedeutet, sich für unsere Sicherheit mit aller Kraft einzusetzen, Menschen und Gebäude zu schützen und zu retten!“

100 Jahre Berufsfeuerwehr Remscheid - seien ein guter Grund, einmal „Dank zu sagen für unermüdlichen Einsatz zum Wohle unserer Gemeinde. Wir blicken zurück auf eine lange Tradition der Freiwilligen Feuerwehren in unserer Stadt, sie waren und sie sind eine feste und verlässliche Säule im Brandschutz. Nicht von ungefähr bezeichnete Alt-Bundespräsident Richard von Weizsäcker sie als ‚früheste, lebendigste und mutigste Bürgerinitiative“. So der OB in einem Grußwort.

In den zurückliegenden Jahrzehnten hätten die Remscheider Feuerwehrmannschaften dramatische Ereignisse erleben müssen, knüpfte Mast-Weisz an Hartmut Demski an. „ 1943 kämpften sie vergebens gegen das Inferno der brennenden Innenstadt an und verlor zugleich ihre Wache im Innenhof des durch Bomben schwer getroffenen Rathauses. Mehr als 1.000 Menschen verloren ihr Leben in einem sinnlosen Krieg und wurden so Opfer einer menschenverachtenden Ideologie. Es folgte der Wiederaufbau - zu einem großen Teil in Eigenleistung. In den 50er und 60er Jahren hielten Brände auf der Kippe Solinger Straße die Feuerwehr in Atem - die Älteren werden sich noch daran erinnern können.“

„MitHeinrich Cappel wurde in Remscheid am 1. April 1902 der erste Berufsfeuerwehrmann eingestellt. Seine Aufgabe war es, die Löschapparaturen der Freiwilligen Feuerwehren zu reinigen und instand zu halten. 1914 waren er und fünf Kollegen als Gerätewarte tätig, die zugleich sämtliche Krankentransporte in Remscheid auszuführen hatten. Am 1. Mai 1914 wurde die erste ständige Feuerwache Remscheids im Rathausinnenhof in Betrieb genommen - das ist die Geburtsstunde der Berufsfeuerwehr, wie wir sie heute kennen. 75 Jahre später erhält die Berufsfeuerwehr eine moderne, funktionale und zeitgemäße Unterbringung in der geographischen Mitte Remscheids. Die Hauptwache ist seitdem kontinuierlich ausgebaut und verbessert worden. Ich erinnere an den Erweiterungsbau für die Desinfektion von Rettungswagen, der - wie das Feuerwehrgerätehaus in Hasten -aus dem Konjunkturpaket II finanziert wurde. Ich denke dabei auch an die aktuelle Erneuerung der Leitstelle aber auch die Ertüchtigung des zentralen Krisenstabraumes. Das waren gute Entscheidungen zum Wohl unserer Gemeinde!“
(aus dem Grußwort von Oberbürgermeister Burkhard Mast-Weisz)

Auch erinnerte der Oberbürgermeister an den 8. Dezember 1988, als um 13.26 Uhr ein amerikanisches Militärflugzeug über der Stockder Straße abstürzte. „Das Unfassbare war geschehen - in Friedenszeiten wurde unsere Stadt Opfer einer militärischen Tiefflugübung. Menschen starben, wurden schwer verletzt. Die ersten am Unglücksort waren Feuerwehrleute. Das Unbeschreibliche, das sie sahen, werden sie ein Leben lang nicht vergessen.“ Damals habe sich die Arbeit der kirchlichen Notfallseelsorge bewährt. Sie sei aus der täglichen Feuerwehrarbeit nicht wegzudenken. „Heute ist der richtige Tag, um auch für diese Hilfe und Unterstützung zu danken.“

Immer wieder führe die tägliche Feuerwehrarbeit in Grenzbereiche des Lebens, so etwa beim Eisenbahnunglück von Remlingrade am 27. Mai 1971, als ein voll besetzter Zug mit einem Güterzug kollidierte. „Nahezu eine gesamte Schulklasse aus Radevormwald wurde Opfer dieser Katastrophe. Die Remscheider Feuerwehr unterstützte die benachbarten Wehren bei der Rettung der Überlebenden und der Bergung der Opfer.“ Doch die Aufgabe der Feuerwehr ende nicht an den Stadtgrenzen. Die Remscheider Feuerwehr habe 1992 bei der Bekämpfung von Waldbränden in Brandenburg ebenso geholfen wie zehn Jahre später beim Elbehochwasser in der sächsischen Partnerstadt Pirna. „Heute sind Berufsfeuerwehr und Freiwillige Feuerwehr fester Bestandteil der Bereitschaft 5 in NRW. Es ist eine ‚Bergische Bereitschaft‘, weil wir gemeinsam mit den Feuerwehren Solingen und Wuppertal ausrücken. Die Leistungsfähigkeit haben wir in den zurückliegenden Jahren mehrfach unter Beweis gestellt. Vor wenigen Wochen erst beim Unwettereinsatz in Münster. Schnell, effizient und zuverlässig. Diese drei Worte beschreiben die Arbeit unserer Berufsfeuerwehr. Dafür gebührt ihr Anerkennung!“

Helmut Probst, Inspektor der Feuerwehr in NRW, überbrachte sodann die Grüße der Landesregierung und von NRW-Innenminister Ralf Jäger. Dessen Unterschrift steht unter der Urkunde, die Probst dem Chef der Remscheider Berufsfeuerwehr überreichte, dem Leitenden Branddirektor Guido Eul-Jordan. In Anspielung auf die weit größere Urkunde, die diesem zuvor der OB übergeben hatte, meinte Probst, der Rahmen für die Urkunde des Landes sei der Haushaltssperre zum Opfer gefallen. Eul-Jordan dankte er für eine unaufdringliche, solide Zusammenarbeit „ohne den Drang zur Selbstdarstellung“.

Die Düsseldorfer Regierungspräsidentin ">Annemarie Lütkes ließ durch Hans-Peter Thiel aus Mettmann grüßen, seit 2008 Bezirksbrandmeister im Regierungsbezirk Düsseldorf. Er bescheinigte den Feuerwehrmännern einen ausgeprägten Gemeinschaftssinn und eine große Portion Ortsgebundenheit. Aus der Hand von Dr. Klaus Schneider, Ehrenvorsitzender des Verbandes der Feuerwehren NRW,  nahm Eul-Jordan, gelernter Bergmann, der 1991 als Brandinspektoranwärter vom damaligen Oberstadtdirektor Ellerbrake vereidigt worden war, sodann den Deutschen Feuerwehrorden in Silber entgegen. Brandinspektor Jochen Holst, Sprecher der Freiwilligen Feuerwehren der Stadt, und Ralf Hackländer von der Freiw. Feuerwehr Lennep überreichten zum 100-jähbrigen Jubiläum eine - gerahmte – Fotocollage, und Solingens Leitender Branddirektor Michael Fischer hatte ein so schweres aus Metall Gastgeschenk mitgebracht, das es in den Saal hereingerollt werden musste: Ein circa 2,5 mal ein Meter großes Modell der beide Städte verbindenden ;Müngstener Brücke, darunter, ebenfalls aus Metall gefertigt, ein historisches Lösch- und ein Leiterwagen der Feuerwehr. Die nächsten 100 Jahre dürfte dies im der Leitstelle Auf dem Knapp gewiss heil überstehen...


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