Vor wenigen Tagen hatten wir einen jungen Grünfink zu Besuch. In unserem Wohnzimmer flatterte er von innen aufgeregt an der Fensterscheibe. Als er schließlich ermattet auf dem Boden saß, konnte ich ihn problemlos in die Hand nehmen und in den Garten bringen. Ob es der gleiche Vogel ist, der uns seitdem fast jeden Tag zu uns auf die Terrasse kommt? Ich kann es nicht sagen. Die kleinen, gelbgrünen, aufgeplusterten Federbälge sehen für mich alle gleich aus. Dieser aber ist besonders zutraulich. Gestern hüpfte er gleich hinter meinem Gartenstuhl zur Fensterscheibe und flatterte, als wolle er (wieder?) ins Wohnzimmer. Als ich vorsichtig näher kam, trat er den Rückzug an. Aber keine Rede von Fliegen. Das ist ihm offenbar zu anstrengend. Lieber hüpft er durch unseren Garten. Vor allem der Teich in der Mitte mit den vielen Steinen und den tönernen Fröschen (ein lebendes Exemplar haben wir dort in 25 Jahren nur einmal gesichtet) hat es ihm angetan. Manchmal sitzt er eine halbe Stunde lang neben einem dieser Frösche, als ob er meditiere. Dann wieder hoppelt er zur Terrasse, wo immer ein paar Sonnenblumenkerne auf ihn warten. Nähert sich Nachbars Katze, ist die Idylle blitzschnell vorbei. Daher weiß ich auch, dass der kleine Geselle ein durchaus guter Flieger ist.
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