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Händler der Kölner Straße bekommen Entwicklungschancen

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Gemeinsame Sitzung der Bezirksvertretungen Lennep und Lüttringhausen zum neuen Einzelhandelskonzept gestern in der Freiherr-vom-Stein-Realschule in Lennep. Foto: Lothar Kaiser

Claus Hussels und Claudia Hussels-Kapitza von der Bergischen Apotheke, Kölner Straße 74,  waren erschrocken, als sie erfuhren, dass das Kerngebiet des Einzelhandels im Bereich Kölner Straße Ecke Rotdornallee/Johannisberg enden sollte. Denn Einzelhandel gebe es seit Jahren „zumindest bis Einmündung Hermannstraße“. In einem Protestbrief an die Stadt Remscheid zählten sie zwölf Einzelhändler auf, denen ein „Bestandsschutz" nicht reiche: „Sie benötigen die Planungssicherheit, dass auch im oberen Teil der Kölner Straße die Ansiedlung von Einzelhändlern in Zukunft möglich ist!“ So äußerte sich auch Thomas Mörch, Inhaber des Bürofachgeschäfts Knipping an der Hermannstraße (auch Postfiliale). Ohne Erweiterung des Zentralen Versorgungsbereichs sah er seinen ganzen Standort in Gefahr. Und auch Klaus Kreutzer, Inhaber der Firmen Sanitätshaus Kreutzer und Unimed GmbH mit Sitz an der Kölner Straße, aber südlich der Rotdornallee, also außerhalb des geplanten Zentralen Versorgungsbereiches in Lennep (DOC, Altstadt und untere Kölner Straße), äußerte sich schriftlich und nicht minder kritisch. Er erinnerte an die Pläne von 1995 zur Ausgestaltung der Kölner Straße zum „Boulevard.“ Mit dem Ziel, den dortigen Einzelhandel zu stärken.

Die Briefe zeigten in dieser Woche Wirkung. Die betroffenen Einzelhändler wurden ins Rathaus eingeladen, sprachen am Dienstagabend mit Stadtplanerin Sigrid Burkart und Heinrich Ammelt (Zentraldienst Stadtentwicklung und Wirtschaft). Und anschließend bescheinigte Klaus Kreutzer der Stadtplanerin eine „bessere Gesprächskultur als zu Zeiten ihres Vorgängers“. Heraus kam bei diesem Gespräch eine Tischvorlage zur gestrigen gemeinsamen Sitzung der Bezirksvertretungen (BV) Lennep und Lüttringhausen in der Aula der Freiherr-vom-Stein-Schule, die Einzelhändler und Kommunalpolitiker gleichermaßen versöhnlich stimmte. Es wäre übertrieben zu behaupten, dass die Mitglieder der BV Lennep auf Krawall gebürstet waren, bevor sie die Tischvorlage gelesen hatten. Aber sie waren willens, sich ganz energisch für die Belange der Einzelhändler an der Kölner Straße einzusetzen. Das wurde aus einer Wortmeldung des früheren Bezirksbürgermeisters Dr. Heinz Dieter Rohrweck ebenso deutlich wie aus dem schriftlichen Antrag des grünen Bezirksvertreters Rolf Haumann, auch die „obere“ Kölner Straße in den Zentralen Versorgungsbereich zu integrieren, weil die gesamte die Kölner Straße auch künftig ein wichtiger Einzelhandelsstandort sein werde.

Das Einzelhandelskonzept...

... soll der Entwicklung und Steuerung des Einzelhandels in der Stadt Remscheid unter Berücksichtigung der zu erwartenden demografischen Veränderungen und des Strukturwandels ebenso dienen wie einer rechtssicheren kommunalen Bauleitplanung. Die übergeordneten Ziele des Einzelhandelskonzepts:

  • Stärkung der Zentren in ihrer jeweiligen Versorgungsfunktion, gleichzeitig schädliche Auswirkungen auf die Nahversorgung vermeiden;
  • Sicherung und Stärkung der Nahversorgung: städtebauliche integrierte Standorte sichern, stärken und ergänzen, gleichzeitig schädliche Auswirkungen auf die Zentren vermeiden, Ortsteilspezifisch angepasste Nahversorgung in kleineren Ortsteilen; Bereitstellung von Ergänzungsstandorten.
  • Abrundung des gesamtstädtischen Angebots mit nicht zentrenrelevantem Einzelhandel, Anpassung an Landesplanung, restriktive Handhabung zentrenrelevanter Sortimente.

Davon riet Gutachter Torsten Döring vom Büro Stadt + Handel allerdings ab. Das Kerngebiet dürfe “nicht ausfransen“, es müsse das eines Stadtteilzentrums bleiben; sonst könnte es Einsprüche aus Nachbargemeinden geben. Deshalb auch müsse das Kerngebiet an der Ecke Kölner Straße / Rotdornallee enden. Als Ergebnis des Gesprächs vom Vorabend wurde in der Tischvorlage den Einzelhändlern aber ein großes Entwicklungspotenzial eingeräumt - bis hin zu Verkaufsflächen von bis zu 800 Quadratmetern (Wortlaut siehe unten). Das beruhigte auch Klaus Kreutzer. Ein kleines Nachhaken konnte er sich aber dennoch nicht verkneifen: „Eine neue Teerdecke für die Kölner Straße war in den vergangenen 25 Jahren eindeutig zu wenig!“

Kurz berichtete Torsten Döring noch einmal über die Ergebnisse seiner Studie. Sie zählt für Remscheid 640 Einzelhändler auf mit einer Verkaufsfläche von insgesamt 170.000 Quadratmetern. Das seien 1,5 Quadratmeter pro Einwohner, während ein Mittelzentrum durchschnittlich auf zwei Quadratmeter Verkaufsfläche pro Bürger komme. Nicht der einzige Minuspunkt für Remscheid. Der zweite zeigte sich bei der Kaufkraft: 94 Prozent bleiben in der Stadt, sechs Prozent fließen ins Umland ab. Döring: „Das bedeutet, dass das Mittelzentrum Remscheid das Umland nicht mit bedienen kann!“

Im Rahmen der Öffentlichkeitsbeteiligung zum neuen Einzelhandelskonzept, über das der Rat der Stadt am 25. September endgültig entscheiden soll, gingen von Bürgern rund 50 Anregungen und Bedenken ein. Zu denen, die Erfolg hatten, gehört die Herausnahme des „Rosengartens“ aus dem Zentralen Versorgungsbereich Lennep. Roland Kirchner (W.i.R.) war gestern beruhigt: „Damit ist jetzt der gesamte Hardtpark auch künftig sicher vor Überplanung!“ Nachfolgend die entscheidenden Passagen der Tischvorlage im Wortlaut. Sie wurde in der gestrigen, von den Bezirksbürgermeistern Markus Kötter und Andreas Stuhlmüller geleiteten Sitzung einstimmig beschlossen, anschließend das neue Einzelhandelskonzept als Empfehlung an den Rat bei nur einer Enthaltung von Luigi Valitutto von den Linken.

Aus der Tischvorlage:


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