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Anerkennung allemal für das Engagement und den Mut zu Neuem

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Bildband will die verborgenen Stärken einer Industriestadt zeigen“, titelte der Waterbölles am 7. Januar und kündigte für den gestrigen Sonntag, 16 Uhr, eine Vernissage in der oberen Halle des alten Bökerbaus (BSI) an der Weststraße an. Daniel J. Sopora und Marcel Haupt hatten dorthin eingeladen, um ihr Buch „Die Unsichtbaren“ vorzustellen, dessen kompletter Verkaufserlös über die Bürgerstiftung Remscheid sozialen Projekten zugutekommen soll. Inhalt des Buches: Porträts und Gruppenbilder von Remscheiderinnen und Remscheidern. Es gelte, „die Unsichtbaren - von welchen die Anderen in der Stadt bisher nichts wussten - ins rechte Licht zu setzen“, war in der Ankündigung das Ziel ihres Projektes beschrieben. „Die Unsichtbaren sind Arbeiter, Kreative, Engagierte, Helfer, Macher, Pfleger, Umsetzer, Träumer und Künstler, die neben den bekannten Gesichtern der Stadt leider selten wahrgenommen werden."

Gewiss, auf den ausgestellten Fotos des Designers Daniel J. Sopora und des Fotograf Marcel Haupt sind auch einige Personen abgebildet, die ich nicht kannte. Ich hatte allerdings den Eindruck, die Prominenten seien in der Überzahl. Oberbürgermeister Burkhard Mast-Weisz ist da zu besichtigen, ebenso in einem aus alten Möbeln zusammengestellten Wohnzimmer („Gelsenkirchener Barock“) drapiert wie der SPD-Fraktionsvorsitzende Sven Wolf und der SPD-Unterbezirksvorsitzender und Stadtkämmerer Sven Wiertz. Der katholische Pfarrer und Buchautor Hans Jürgen Roth dürfte vielen Bürgerinnen und Bürgern auch kein Unbekannter sein, der evangelische Pfarrer Axel Mersmann  ebenso wenig. Bezirksbürgermeister Otto Mähler, Urs Diederichs, Museumsleiter a. D., und CDU-Ratsmitgliede Mathias Heidtmann –„Unsichtbare“? Das hat sich mir nicht erschlossen. Ebenso wenig das Interieur, das „Gelsenkirchener Barock“ (Marcel Haupt war der Begriff gänzlich unbekannt; der Jugend geschuldet.) Auch die beiden Söhne und die Tochter der syrischen Familie Seydo – ich kenne Sirin, Mahir und Hani Seydo als Mitglieder des Remscheider Jugendrates - fanden sich nacheinander in dieser ungewohnten Umgebung für ein Foto ein. Die Botschaft? Ich habe sie nicht erraten. Großmutters gute Stube weist für mich nicht in die Zukunft, wirkt eher rückwärtsgewandt.

Und zu den Fotos selbst: Am besten haben mir noch die Portraits gefallen, auch die ohne Goldenen Schnitt. Zahlreiche Wohnzimmer-Stilleben“ wirkten dagegen ein wenig Ton in Ton, um nicht zu sagen flau. Das mag daran gelegen haben, dass bei den Fotosessions künstlicher Nebel durch den Raum geblasen wurde. Warum? Ich weiß es nicht. Aber muss ich das überhaupt? Es gilt die künstlerische Freiheit. Und die Geschmäcker sind bekannt verschieden. Gleichwohl zeigt dieser Bildnband meiner Meinung nach „die verborgenen Stärken einer Industriestadt“ leider nicht. Diesem hohen Anspruch kann eine beliebig erscheinende Auswahl von Einzelpersonen und Gruppen - egal, ob prominent oder nicht prominent – nun einmal nicht gerecht werden. In einer städtischen Pressemitteilung heißt es: „Besonders wollen die zwei jungen Kreativen den Geist einer älter werdenden Stadt wecken!“ Ich meine, das ist Ihnen nicht gelungen. Aber vielleicht klappt es ja beim nächsten Mal.

 

Was bleibt, ist ein Event an einem ungewöhnlichen Ort. Das war das wirklich Spannende an dieser Aktion. Im Foyer des Teo Otto Theaters hätten die Fotos weit blasser gewirkt. Mehr Informationen und Begleitmaterial zum Bildband gibt es unter www.die-unsichtbaren.org. Das liefert den Text zu den Fotos, der in der Ausstellung gefehlt hat. Im Übrigen: Anerkennung allemal für das Engagement und den Mut, Neues zu wagen. Gerne mehr davon!

Wer sich selbst eine Meinung über die Ausstellung bilden will: Sie ist noch am 1., 8., 15. Und 11. Februar sowie am 1. März zu besichtigen, jeweils von 12 bis 16 Uhr.


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