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Viel Beifall beim "Dialog Flucht" für den Verein "Refugio"

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"Es kocht noch nicht, aber es kribbelt“, beschrieb gestern Abend beim „Dialog Flucht“ im Großen Sitzungssaal des Rathauses die BAF-Geschäftsführerin Daniela Krein die aktuelle Lage in den Remscheider Übergangsheimen für Flüchtlinge. Obwohl zwischenzeitlich der Saal des Flüchtlingsheims an der Wülfingstraße  nicht mehr als „Notlager“ herhalten müsse, sei die Betreuungssituation dennoch nicht einfacher geworden, berichtete Krein von rund 50 Vertretern aus Vereinen, Verbänden und freien Wohlfahrtsträgern. „Unsere Heime sind überbelegt. Anderswo übernachten Flüchtlinge bereits in Turnhallen. Bei uns in Remscheid hat uns die Wohnungsbaugesellschaft GEWAG bislang immer noch eine freie Wohnung anbieten können. Aber das bedeutet für unsere Sozialarbeiter längere Fahrtzeiten. Somit können die Neuankömmlinge nicht so intensiv betreut werden, wie es n0twendig wäre! Unsere Sozialarbeiter und Hausmeister tun ihr Möglichstes, arbeiten bis zum Anschlag!“

Anna-Lene Hösl und der syrische Anwalt Waseem K. (36) gestern im Rathaus. Foto: Lothar Kaiser„Refugio“ heißt der neue Verein, den die Remscheider Grafikerin Anna-Lena Hösl gestern beim „Dialog Flucht“ unter viel Beifall vorstellte. Zusammen mit Gleichgesinnten hatte sie ihn am 17. Januar gegründet, um sich künftig verstärkt um Flüchtlinge in Remscheid zu kümmern.  Und inzwischen ist die Gemeinnützigkeit des Vereins bereits anerkannt. Geplant sind Spielenachmittage in den Flüchtlingsheimen und ein „internationaler Kochkursus“ für Flüchtlinge und Deutsche. Eine Gruppe junger Erwachsener trifft sich in Privaträumen, um beim gemeinsamen Spiel Deutsch zu lernen. Anna-Lena Hösl: „Wichtig sind für sie aber auch gesellschaftliche Kontakte!“ Dank für die freundliche Aufnahme in Remscheid sagte gestern Waseem K. Der syrische Anwalt kam vor gut vier Monaten nach Deutschland. Im Großen Sitzungssaal des Rathauses sagte er am Mikrophon: „Ich bin stolz darauf, ein Remscheider zu sein!“ Anna-Lene Hösl und ihr Freund haben den 36jährigen Syrer als Untermieter bei sich aufgenommen.

Und die Zahl der Flüchtlinge, die die Bezirksregierung in Arnsberg der Stadt Remscheid zuweist, reißt nicht ab. Lebten im Jahre 2012 noch 249 Flüchtlinge unter uns, waren es 2014 schon 599. Und am 28. Februar waren es 644. „Wenn das so weitergeht, werden es zum Jahresende 1.000 oder gar mehr sein“, vermutet Martin Sternkopf (Kommunales Integrationszentrum der Stadt Remscheid). Von diesen 644 Personen leben 323 in den städtischen Übergangsheimen, 208 in zugewiesenen Wohnungen, die die Stadt angemietet hat, und 113 in Privatwohnungen (mit eigenem Mietvertrag).

Vor diesem Hintergrund zeigte sich Oberbürgermeister Burkhard Mast-Weisz begeistert darüber, was mit Hilfe von Haut- und Ehrenamtliche „in kürzestes Zeit an vielen Stellen entstanden ist“. Sein Dank galt insbesondere den rund 60 Bürgerinnen und Bürgern, die ihre Bereitschaft erklärt haben, sich der Flüchtlinge anzunehmen. Sternkopf: „Und wir können noch weitere gut gebrauchen!“ Etwa bei der Hausaufgabenhilfe, als Begleiter bei Behördengängen oder als Paten für bestimmte Familien oder Einzelpersonen. Für neue Ehrenamtliche wird der Caritas-Verband ab 16. April eine spezielle Schulung anbieten. Sandra Engelberg: „Für weitere Ehrenamtler wären wir dankbar!“

Zu den Vereinen, die sich engagieren, gehört auch die Remscheider Tafel. Wie Vorsitzender
Oliver Witte gestern berichtete, wird der Verein im Heim an der Wülfingstraße einen Raum für die vier Ärzte einrichten, die sich bereit erklärt haben, erkrankte Flüchtlinge dort zu untersuchen. Ein Arzt habe sich gemeldet, der in den Heimen Impfungen an Kindern vornehmen wolle, ergänzte Sternkopf. In einigen Kitas seien Spielgruppen für Flüchtlingskinder geplant. Derartige Angebote lägen inzwischen auch von Privatleuten vor. Eine Spendenaktion des Jugendrates sei schon jetzt so erfolgreich, dass von dem eingesammelten Geld zwei Betreuer über ein Jahr stundenweise bezahlt werden könnten, berichtete Gerd Dietrich-Wingender, der Geschäftsführer des Remscheider Jugendrates.

Auch der Sportbund Remscheid kümmert sich um die Flüchtlinge. Näheres solle in der kommenden Woche festgelegt werden, so der Oberbürgermeister. Schon jetzt steht fest, dass neun Remscheider Sportvereine sportinteressierte Flüchtlinge unter ihre Fittiche nehmen wollen. Und einige Firmen haben inzwischen erste Praktikumsplätze für gelernte und ungelernte Flüchtlinge angeboten. Darunter seien fünf Praktika in einer Firma, verbunden mit einem Sprachkurs und einem Gabelstaplerlehrgang. Bei bestandener Prüfung sei die Übernahme in ein festes Arbeitsverhältnis nicht ausgeschlossen, berichtete Daniela Krein. Auch die Remscheider Berufskollegs sollten sich Gedanken machen, was sie für jugendliche Flüchtlinge tun könnten, war die Forderung, die gestern im Plenum laut wurde.

Um die vielen Sachspenden, die beim BAF-Verein eingegangen sind, wollen sich Mitglieder der DRK-Ortsgruppe Lennep kümmern. Daraus sollen „Erstpakete“ für die Neuankömmlinge zusammengestellt werden. Wer jetzt noch spenden möchte: Insbesondere besteht ein großer Bedarf an Teilen für Küchenausstattungen (Teller, Töpfe, Pfannen etc.). Was die BAF nicht annehmen kann, sind dagegen gebrauchte Kleidung, gebrauchte Schuhe, gebrauchte Matratzen und Bettwaren, die nicht bei mindestens 60`C waschbar sind. Für Geldspenden hat die BAF bei der Stadtsparkasse ein Sonderkonto eingerichtet (IBAN: DE13 3405 0000 0000 0265 59).


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