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Am 2. März 1893 wurde an der Stuttgarter Straße (früher Bauluststraße) der Neubau der Höheren Töchter-Schule eingeweiht. Längst ist es in die Jahre gekommen. Nach dem Städtischen Lyzeum, dem Oberlyzeum und der Frauenoberschule ist der seit vielen Jahren das Berufskolleg Wirtschaft und Verwaltung untergebracht. Und die Lehrer/innen und Schüler/innen würden lieber heute als morgen ausziehen. Sie halten den betagten Bau für völlig unzureichend, und Rat und Verwaltung sind der gleichen Meinung. Das schrieb der Waterbölles schein einmal im Juni 2012. Doch bis heute hat der Rat der Stadt über den Standort für einen Schulneubau nicht entschieden. Ende 2011 schien es zügiger voranzugehen als bisher: SPD, FDP und Grünenkündigten damals in einer Pressekonferenz einen Antrag an, die Verwaltung möge für das Berufskolleg für Wirtschaft und Verwaltung einen Neubau planen. Und der wurde denn auch so beschlossen: Die Stadtverwaltung wird beauftragt, die Möglichkeiten eines Neubaus für das Berufskolleg Wirtschaft und Verwaltung zu untersuchen und dem Rat einen entsprechenden Vorschlag ... vorzulegen. Im Juni 2013 nahm der Schul- und Sportausschuss die Empfehlung der Verwaltung zur Kenntnis genommen, das neue Berufskolleg Wirtschaft und Verwaltung auf dem so genannten Baufeld 6 nördlich der Schmalkaldener Straße am Remscheider Hauptbahnhof zu planen. Dieses Gelände hatte Stadtdirektor Burkhard Mast-Weisz schon seit geraumer Zeit präferiert.
Beraten wurde darüber im Ausschuss allerdings erst Anfang Oktober. Und da reichten dann die von der Verwaltung vorgebrachten Argumente, die für den Standort am Bahnhof sprachen, den Fraktionen der so genannten Gestaltungsmehrheit nicht aus (im Gegensatz zur CDU). Auch zum Standort an Neuenkamper Straße (Berufskolleg Technik / Sportplatz) erwarte man von der Verwaltung eine detailliertere Darstellung von Vor- und Nachteilen, betonte damals für die SPD Ilona Kunze-Sill. Und das, so Ausschussvorsitzender Hans Peter Meinecke, an die Adresse der Verwaltung, Und für die Grünen meinte David Schichel, die Vorlage zum Baufeld 6 allein reiche der Politik nicht; diese sei nicht ganz ernst zu nehmen.
Die Ausschusssitzung am vergangenen Donnerstag in der Mensa der Albert-Schweizer-Realschule in Hackenberg leitete nicht wie sonst der SPD-Fraktionsvorsitzende Hans Peter Meinecke, sondern Jutta Velte von den Grünen. Mit dabei auch wieder Ilona Kunze-Sill und David Schichel. Kurz zuvor hatten sie als Tischvorlage den Beschlussvorschlag der Verwaltung erhalten, eine Objekt- und Standortplanung als Ersatz für das Berufskolleg Wirtschaft und Verwaltung am Standort Hauptbahnhof Remscheid, Baufeld 6 nördlich der Schmalkaldener Straße durchzuführen. Das klang nicht viel anders als im Juni vorigen Jahres. Doch nun kam keine Kritik mehre auf. Die Vorlage gilt als eingebracht, sagte der Stadtdirektor. Das lässt den Fraktionen Zeit zur Beratung. Doch schon am Donnertag schien es so, als ob nun alle Fraktionen an einem Strang ziehen würden. Dabei hat sich an der Sachlage in den vergangenen sieben Monaten eigentlich nichts geändert nur dass jetzt etwas deutlicher dargestellt worden ist, was gegen den Standort Neuenkamper Straße spricht.
Das im Baufeld 6 gelegene Flurstück 443 wird derzeit von der Stadtgemeinde Remscheid erworben. Es hat eine Größe von rd. 10.000 m². Ein Testentwurf (links im Bild) zeigt, dass auf dieser Fläche ein zweigeschossiger Bau von rd. 150 m Länge errichtet werden kann. Auch eine Einfach-Sporthalle wäre dort realisierbar. Der östlich angrenzende Bahnhofsgarten bleibt von den Planungen unberührt. Gegen den Standort Neuenkamper Straße wird von der Verwaltung erneut ins Feld geführt, dass dort kein Platz mehr ist für zusätzliche Pkw-Stellplätze. Auch stünden dort für einen Neubau aus städtischem Grundbesitz nur Teilflächen zur Verfügung. Für den Schubneubau müsse dort der südliche Teil der Laufbahn des Sportplatzes in Anspruch genommen werden. Dies würde eine weitere Nutzung des Sportplatzes für sportliche Zwecke ausschließen. Zitat: Neben den Kosten des notwendigen Grunderwerbs würden für die Aufbereitung des Standortes Entschädigungsansprüche für die aufstehenden Gebäude, Rückbaukosten sowie Kosten der Sanierung des Sportplatzes entstehen. Fazit der Verwaltung: Aufgrund der funktionalen und verkehrlichen Einbindung des Untersuchungsstandortes Baufeld 6 am Hauptbahnhof, der verfügbaren Flächengröße und der am Alternativstandort Neuenkamper Straße anfallenden Zusatzkosten sowie daraus entstehenden sonstigen Schwierigkeiten schlägt die Verwaltung vor, das so genannte Baufeld 6 am Hauptbahnhof als Ersatzstandort für das Berufskolleg Wirtschaft und Verwaltung, Stuttgarter Straße zu entwickeln. Der Bau wird m it 20 Millionen Euro veranschlagt. - Am Zuge ist jetzt wieder die Politik.