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Der Kampf um das Breckerfelder Stahlmonopol

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Das bergische, märkische und Siegerländer Eisen-und Stahlgewerbe war im 15. Jahrhundert weitgehend durch Kölner Eisenhandelsgesellschaften und Einzelfirmen beherrscht, und zwar teilweise auf Grund von Verträgen, nach denen zuweilen sehr bedeutsame Vor­schüsse auf die künftigen Lieferungen der Produzenten geleistet wurden. Die gegenseitigen Beziehungen wurden dabei durch die Schmiedezünfte, teils sogar unter Aufsicht und mit Genehmigung der Landesherren geregelt. Dabei zeigt sich, dass die treibende Kraft zu dem Vorschusswesen der Drang des verlegenden Kaufmanns nach Ware gewe­sen ist. „Verschiedene Kölner Großfirmen überbieten sich in den Vor­schüssen an die Schmiede und führen gegeneinander einen heftigen Kampf um die Ware."

Ein Beispiel dafür bietet die von A. Meier in seiner Breckerfelder Geschichte gegebene und durch Kuskes Quellen belegte Schilderung des Konkurrenzkampfes zwischen den Gebrüdern Greverode und Arnt von Westerburg um das sauerländische Stahlmonopol. Danach gelang es den Greverodes, die bereits mehrere Jahre lang mit Bewilligung des Herzogs von Cleve-Mark den Alleinverkauf des im Amt Breckerfeld erzeugten Stahls in der Hand hatten, nach Ablauf ihres Vertrages mit der dortigen Stahlgilde im Jahre 1490 dessen Verlängerung — mit nachdrücklicher Hilfe von oben — durchzusetzen, obwohl die Brecker-felder Stahlschmiede bereits einen neuen günstigeren Abschluß mit der Gesellschaft des Arnt von Westerburg getätigt und von diesem auch schon ansehnliche Vorschüsse auf künftige Lieferungen empfangen hatten.

Westerburg, der bis dahin hauptsächlich Siegerländer Stahl vertrieben zu haben scheint, war schon Jahre vorher von den Greverodes dem Herzog von Cleve gegenüber als „schwarzer Mann" dargestellt worden, der Breckerfelder Stahlschmiede zur Abwanderung ins Nassauische veranlasst und dort deren Handwerk zum Schaden der Breckerfelder erst eingeführt habe. Darum würde der außerhalb Breckerfelds erzeugte Knüppelstahl „auf den Breckerfeldschen Schlag kontrafeyt". Obwohl der Herzog seit 1486 durch Anhalten von Stahltransporten und Befragung der Betroffenen herauszubekommen versuchte, woher die dem Breckerfelder Stahl ähnlichen Lieferungen stammten, fand sich keine Bestätigung für die Richtigkeit der Greverodeschen Behauptungen. Trotzdem wirkten sie weiter und veranlaßten den clevischen Herzog, die Breckerfelder Stahlschmiede zur Verlängerung des Vertrages mit den Greverodes zu nötigen und gleichzeitig durch Druck auf den Rat der Stadt Köln die Rückgabe des von den Breckerfeldern mit Arnt von Westerburg und seinen Gesellschaftern abgeschlossenen Stahllieferungsvertrages zu erzwingen. Aber nicht genug damit, griff er auch zu einem damals beliebten Mittel, unliebsame Konkurrenzen auszuschalten: Er verbot kurzerhand — bei Verlust des Gutes — die Durchfuhr fremden Knüppelstahls durch seine Länder und bediente sich dabei des von den Greverodes gelieferten Arguments, man hätte mit diesem Erzeugnis Form und Gestalt des Breckerfelder Stahles nachgeahmt. Es kam auch zu Beschlagnahmungen an den clevischen Zollstellen und zu Beschwerden der Betroffenen, die sich nicht bewußt waren, mit nachgeahmtem Stahl zu handeln. Es kam sogar zu Verhandlungen vor dem Antwerpener Gericht, das hinsichtlich des Siegener Stahls bekundete, derselbe sei nicht konterfeyt, sondern aufrichtig gut und schon vor langen Jahren in nassauischen Landen gemacht worden. (...)

In den 1480er Jahren scheint der Absatz des bergischen Knüppelstahls z. T. über Dortmund gelaufen zu sein. Aber als Amt von Westerburg den Kampf um das Breckerfelder Stahlmonopol verloren hatte, wandten er und sein Kompagnon Johann von Straelen sich den Radevormwaldern zu. Im Frühjahr 1490 schlössen sie mit den Vertretern des dortigen Stahlschmiedeamts einen gleichartigen Monopolvertrag, den Herzog Wilhelm von Jülich-Berg ausdrücklich billigte und mit Brief und Siegel bestätigte. Damit war ihnen der Alleinvertrieb des gesamten im bergischen Radevormwald erzeugten Stahls gesichert. Aber der Konkurrenzkampf mit den Greverodes, die nebenbei bemerkt Westerburgs Schwäger waren, ging mit unverminderter Heftigkeit weiter.


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