Fördergelder für deutsch-türkischen Schüleraustausch, überschrieb der Waterbölles am 7. April 2014 den Bericht daüber, dass der Rat der Stadt der Initiative einer Städtepartnerschaft mit der türkischen Stadt Kırşehir einstimmig zugestimmt habe. Diese Partnerschaft hatte sich der Freundschaftsverein Kırşehir-Remscheid schon bei seiner Gründung im April 2008 auf die Fahnen geschrieben. Seit dem 10. Februar ist diese Partnerschaft nunmehr verbrieft. Die Urkunden (in Türkisch bzw. Deutsch) unterschrieben an diesem Tag die Oberbürgermeister von Kırşehir und Remscheid, Yasar Bahceci und Burkhard Mast-Weisz. Doch als inoffizieller Initiator dieses gegenseitigen Versprechens, das friedliche Miteinander der Menschen und gegenseitiges Verständnis zu fördern, kann sich Ramazan Galgali fühlen, der pensionierte Sozialarbeiter vom Honsberg, der mit 21 Jahren seine Heimatstadt Kırşehir verließ, um, wie viele seiner Landsleute, in Remscheid neue Wurzeln zu schlagen. Dalgali gestern auf einer Pressekonferenz im Rathaus: Aus Kırşehir und Umgebung stammen rund 2.000 Remscheider Mitbürger! Sie verbinden mit dieser Partnerschaft besondere Erwartungen. So schrieb eine Remscheiderin, die aus Kırşehir stammt, dem OB: Die neue Städtepartnerschaft bedeutet für mich Heimat!
Auch die Erwartungen, die die Remscheider Delegation in der vergangenen Woche bei ihren zahlreichen Gesprächen mit offiziellen Vertretern der türkischen Stadt und mit Bürgern hörten, gehen über einen touristische geprägten Schüleraustausch weit hinaus. Sie finden sich im Text der Urkunde wieder: Die Partnerschaft umfasst die Zusammenarbeit und den Austausch zwischen den Gemeindevertretungen und den Stadtverwaltungen, den kulturellen, sozialen, Jugend-, Bildungs- und Sportvereinen und -Einrichtungen, den Religionsgemeinschaften, den Arbeitnehmer- und Arbeitgeberorganisationen, den Parteien und anderen politischen Vereinigungen, allen gemeinnützigen und für das Gemeinwohl tätigen Vereinen, Verbänden, Organisationen, Einrichtungen und Gruppen. Im Rahmen der Städtepartnerschaft und der bestehenden Möglichkeiten sollen gefördert werden: die persönliche Begegnung der Menschen beider Städte und die Zusammenarbeit auf dem Gebieten der Industrie, des Handels, der Dienstleistungen sowie der sozialen und medizinischen Betreuung.
Die deutsche Delegation bestand aus Oberbürgermeister Mast-Weisz, Dr. Stefanie Bluth (SPD), Beate Schlieper (Bündnis 90/Die Grünen), Fritz Beinersdorf (Die Linke) sowie Karl-Heinz Humpert (CDU). Den Freundschaftsverein Kırşehir-Remscheid vertraten Hartmut Demski (Superintendent des Kirchenkreises Lennep) sowie Ramazan Dalgali und Erden Ankay-Nachtwein. Gemeinsam berichteten sie gestern von ihren Erlebnissen und Eindrücken. Da war viel von äußerst herzlicher Gastfreundschaft die Rede, von großem Interesse an Europa, Deutschland und Remscheid, von einer traditionsreichen Stadt im Wandel vor den Toren Kappadokiens, in der viel Altes, auch Historisches, dem Neuen weichen müsse, die aber gleichwohl kultur- und geschichtsinteressierten Deutschen viel zu bieten habe sogar eine Heilquelle. Und die die Identitätsfindung vieler junger Remscheider/innen mit türkischen Wurzeln befördern könne, da waren sich die Mitglieder der Delegation einig. Eine Aufgabe dieser neuen Partnerschaft, die Ramazan Dalgali (wer würde es ihm verdenken) für besonders wichtig hält. Und den Abbau von Vorurteilen auf deutscher Seite. Dalgali: Kırşehir, das ist türkische Kultur real!
Ohne diesen Teil der Partnerschaft, ausgehend vom Schüleraustausch, gering schätzen zu wollen, steht für die Stadtoberen von Kırşehir aber doch der Ausbau von Kontakten verschiedener Berufsgruppen (Lehrer, Unternehmer usw.) im Vordergrund (das schlug sich auch in den türkischen Fernseh- und, siehe Foto links, Zeitungsberichten nieder). Da müssen wir als Freundschaftsverein wohl ganz neu durchstarten; beim Schüleraustausch werden wir nicht stehenbleiben können, meinte dazu gestern Hartmut Demski mit einem Seitenblick auf den OB. Und der verstand den Wink sofort: Auch der Verwaltungsvorstand wird sich des Themas Städtepartnerschaften künftig intensiver annehmen müssen. Darüber habe ich heute Morgen schon gesprochen!
Er werde versuchen, die bergische IHK und die Kreishandwerkerschaft mit ins Boot zu holen, ergänzte Mast-Weisz. Vielleicht wird er den neuen türkischen Freunden in einigen Monaten schon von konkreten Fortschritten berichten können. Zum Tag der Vereine am 16. August hat der Remscheider Oberbürgermeister seinen Amtskollegen in Kırşehir, Yasar Bahceci, mit einer Delegation zu einem Gegenbesuch nach Remscheid eingeladen. Burkhard Mast-Weisz zeigte sich gestern zuversichtlich: Ein Remscheider Unternehmer hat schon Interesse bekundet!